Eindrücke/Anmerkungen aus Seglersicht zu einigen Häfen auf der Strecke Mallorca - Gibraltar - Cádiz - Puerto de Santa Maria

Die folgenden Eindrücke von Häfen beruhen auf einem Törn im Oktober 2002 (Veranstalter: Fa. Jochen Schoenicke "Skipperteam" GesmbH).

Die Angaben auf dieser Seite sollen nicht die systematische Beschreibung in Hafenhandbüchern wie diesem oder diesem (Balearen) ersetzen - ohne ein solches und natürlich vor allem ohne aktuelle Seekarten abzulegen wäre krimineller Leichtsinn. Seriöse Kojencharterfirmen statten ihre Schiffe natürlich mit ausreichenden Unterlagen aus. Wir hatten gute wenn auch ein paar Jahre alte britische Handbücher zur Verfügung.

Vielmehr sind es subjektive Anmerkungen, die nicht in eins der genannten Werke passen.

Als Anhaltspunkt für die erwartenden Hafengebühren nenne ich den Preis, den wir pro Nacht mit einer Feeling 446 (Lüa ca. 13,4 m) bezahlt haben. Sie sind nur ein grober Anhaltspunkt und enthielten teilweise einen kleinen Zuschlag für Landstrom. Die Liegebühr wurde teilweise nach Lüa, teilweise nach Lüa und Breite festgelegt. Zu den für die Anmeldung beim Hafenmeister erforderlichen Angaben siehe unten unter Allgemeine Tipps.

Inhaltsverzeichnis:
Häfen in: Palma de Mallorca, Ibiza, La Savina (Formentera), Fuengirola, Marbella, Gibraltar, Tarifa, Cádiz, Puerto de Santa Maria
Allgemeine Tipps

Palma de Mallorca (Marina Port de Mallorca)

Lage: Am Paseo Maritimo, in Höhe der auffälligen Disco "Tito's Palace" auf der anderen Straßenseite. Bushaltestelle: Gran Melia Victoria, Linie 1.

Relativ neue Marina. Eingang rund um die Uhr mit Wachpersonal besetzt. Hauptsteg mit Pkw befahrbar, d.h. man kann sich z.B. mit Taxi direkt zum Hafenbüro fahren lassen.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 35,89 €

Duschen/Toiletten: im Gebäude des Hafenbüros; komfortabel und sauber.

Ibiza/Eivissa (Puerto deportivo Ibiza Nueva)

Zur Innenstadt von Ibiza (katalanisch: Eivissa) geht man um den Hafen herum - ca. eine Viertelstunde zu Fuß. Dann noch ein merklicher Aufstieg zur von einer Stadtmauer umgebenen Altstadt und nach oben zur Festung (weite Aussicht).

Es gibt im Hafen von Ibiza/Eivissa noch zwei weitere Marinas.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 39,34 €

Duschen/Toiletten im auffälligen gelben Gebäude des Restaurants "El Divino". Hafenmeister sowie Tankstelle kurz daneben.

Formentera (Marina de Formentera in La Savina)

Landschaft: sehr schön; lohnt mindestens einen Hafentag mit langen Spaziergängen, z.B. in die Dünenlandschaft. Die Insel hat eine gute touristische Infrastruktur, ist aber von den Extremen des Massentourismus eher verschont worden als Mallorca/Ibiza weil die Insel keinen eigenen Flughafen hat (Anreise nur über über halbstündige Fährüberfahrt von Ibiza).

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 25,17 €

Duschen/Toiletten: an der Westseite des Hafens, ein paar m nördlich des Hafenmeisterbüros.

Fuengirola (Puerto deportivo de Fuengirola)

Große Marina, voll mit Dauerliegern. Übernachtung am Wartesteg. Viele Gaststätten ("Ku'damm" etc. ...) an der Wasserfront des Hafengebäudes, viel Betrieb - nicht mein Geschmack.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 15,18 €

Duschen und Toiletten (Schlüssel erforderlich - beim Hafenmeister): an der vom Hafen aus gesehen linke Seite des Gebäudekomplexes. Auch Waschmaschinen.

Marbella (Puerto deportivo de Marbella)

Marbella hat drei Häfen: von Osten gesehen zunächst der Fischerhafen (Puerto pesquero), dann der Sportboothafen Marbella (Sportboothafen (Puerto deportivo), in dem wir lagen (kleine bis mittlere Boote; fast überwiegend Dauerlieger), und als westlicher Hafen Puerto deportivo José Banus, der weiter vom Stadtzentrum entfernt aber größer ist und auch von den Luxusyachten der ersten besten Gesellschaft frequentiert wird.

Touristeninformation: ein paar hundert m nach Westen die Strandpromenade entlang, nördlich derselben.

Strände: unmittelbar am Hafen.

Altstadt/Innenstadt von Marbella: ungefähr ein km östlich landeinwärts.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 25,15 €

Duschen und Toiletten: im Gebäude, in dem auch der Hafenmeister und das Tankstellenbüro sind. Das Gittertor zum Kai, auf dem diese Gebäude stand, war während 1 von 2 Nächten, in der wir dort lagen, verschlossen.

Gibraltar (Ankern)

Informationen über drei Marinas von Gibraltar sind auf der Site gibraltar.gi zu finden. Ich kann hierzu keine Erfahrungen schildern, weil wir in allen drei keinen Platz mehr fanden (nach Auskunft eines Marinaangestellten gab es, wegen angekündigtem Starkwind, schon eine Warteliste). Wir ankerten deshalb im nördlich der Flughafen-Landebahn ausgewiesenen Ankergebiet. Der Ankergrund scheint gut zu sein; man muß sich auch darauf verlassen können, weil man bei nicht haltendem Anker schnell südlich auf der Flughafen-Landebahn bzw. nördlich auf der Grenzmauer nach Spanien sitzen würde. Der Flughafen ist keine starke Belästigung; er hat zwar Landungen großer Verkehrsflugzeuge, aber nicht oft.

Zollformalitäten: Einreisende Schiffe melden sich am Waterport Wharf (Containerbüro des Zolls; wenn dort gerade niemand Dienst hat, kann mit einem dort vorhandenen Telefon der nahe Grenzübergang nach Spanien angerufen werden; es kommt dann ein Zollbeamter von dort.) In der Queensway Quay Marina soll man im Marinabüro einklarieren können. Für die Einreiseformalitäten sollte man die Ausweise aller Crewmitglieder bereit halten.

Tanken: Da Gibraltar nicht zur EU gehört, kann man als ausländisches Schiff an den Tankstellen an der Waterport Wharf duty-free (steuerfrei) tanken. Wir haben (Oktober 2002) nur 0,40 € pro l Diesel bezahlt. Es dürfte sich also empfehlen, in Gibraltar nicht gerade mit randvollem Dieseltank anzukommen.

Die Stadt war nach meinem Eindruck nicht extrem sehenswert - selbst im Oktober noch großes Touristengedrängel und jede Menge Angebote, die Besucher von ihrem Geld zu trennen. Ein paar Stunden kann man sich das 'reintun, und ggf. noch mit der Seilbahn auf den Felsen herauffahren (bedeutete selbst im Oktober noch 40 min Schlange stehen.)

Tarifa

Der Hafen (Plan) ist derzeit nicht auf Sportschiffahrt eingerichtet - nur als Nothafen ausgewiesen. Er ist Fährhafen (Schnellfähren nach Tanger) und Fischerhafen (u.a. bedeutende Thunfischflotte). Ein freundlicher Herr von der Guardia Civil scheuchte uns von der Außenmole (wo uns die Tanger-Fähre beim Anlegen zerquetscht hätte) an einen anderen Kai, der auch für große Schiffe vorgesehen war (hohe Kaimauer), aber in der Nacht freiblieb.

Für einen problemlosen Landgang sollte man damit rechnen, das Beiboot/Schlauchboot einsetzen zu müssen. Diejenigen, die von uns an Land gingen, empfahlen die Stadt als sehr sehenswert. Auch das Treiben in der Fischauktionshalle nach dem Einlaufen der Thunfischflotte in der Nacht sei interessant.

Liegegebühr: entfiel.

Barbate (Puerto deportivo de Barbate)

Der Ort wird in älteren Unterlagen noch "Barbate de Franco" genannt; heutzutage heißt er aus nachvollziehbaren Gründen nur noch Barbate.

Der Sportboothafen liegt am Stadtrand; der Fußweg in die Innenstadt (zuerst an der Mauer zur See entlang, dann an einer Landstraße nach Osten) ist 10 Gehminuten zu einem großen Supermarkt und 15-20 Minuten zum Stadtzentrum.

Es waren (im Vergleich zu den übrigen genannten Häfen) ungewöhnlich viele Plätze frei. Unter den Dauerliegern ein hoher Anteil an Sportfischern.

Abends leichte Lärmbelästigung durch Auto-Audio-Anlagen-beschallte Treffen örtlicher junger Leute.

Strand: es gab einen unmittelbar am Hafen, auf der anderen Seite der Mole.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 13,79 €

Duschen/Toiletten: (Schlüssel erforderlich) im selben Gebäude (Stil: Beton-Brutalarchitektur) wie das Hafenbüro.

Cádiz (Puerto deportivo Puerto América)

Schwimmstege. Hafenbüro in einem Container SW-lich des Hafenbeckens (zur Stadt hin); sollte über UKW Kanal 9 erreichbar sein, aber dieser Kanal war deutlich überlastet.

Tagsüber leichte Lärmbelästigung durch in der Nähe angebotene Mini-Motorradfahrstrecke für Jugendliche.

Weg in die Stadt: aus dem umzäunten Sporthafengelände nach SW und dann immer an der Außenmauer des Hafens entliang, ca. 1 km/15 min bis der Rand der eigentlichen Stadt erreicht wird und noch etwas weiter bis es zentral wird. Sehr reizvolle Stadt, insbesondere in den älteren Teilen; schöne kleine Parkanlagen an der Außenmauer zur See entlang. Gute Bahnverbindungen nach Sevilla/Madrid/Malaga etc.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 11,23 €

Duschen und Toiletten: in Containern an der Molenmauer; keine Ablagemöglichkeiten aber sonst komfortabel.

Puerto de Santa Maria (Real Club Náutico)

Der Real Club Nautico besteht aus einer Reihe von Schwimmstegen am rechten (beim Einlaufen linken) Flußufer. Die Lage ist auf dem Foto hier gut zu erkennen. Die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses ist deutlich tidenabhängig; sie dürfte beim Anlegen jedenfalls keine großen Probleme machen. Nach Angabe des Hafenpersonals sind die Boxen an der Innenseite der Stege von den Dauerliegern belegt, so daß für Gäste nur die Kopfstege bleiben. Auweichmöglichkeit: Puerto Sherry

Die Anlage des Club Náutico ist recht nobel, mit Restaurant und Tennisplätzen für die Mitglieder. Der Zugang von der Straße zum Club-/Hafenbereich wird durch ein (vom Schalter des Hafenbüros gesteuertes) Drehkreuz gesichert.

Tanken kann man unmittelbar im Hafen nicht; auf dem linken Flußufer etwas flußaufwärts gibt es eine Dieselzapfsäule; nach unsicherer örtlicher Auskunft werde dort auch Diesel an Sportboote verkauft, jedoch seien die Öffnungszeiten an Fischerboote angepaßt. Ob dort wirklich an Sportboote verkauft wird ist nicht sicher (angesichts des für Fischerboote geltenden ermäßigten Steuersatzes). Einfacher und problemloser ist es jedenfalls, kurz in den großen Sportboothafen Puerto Sherry zu fahren (kurz aus der Flußmündung heraus, nach Steuerbord abbiegen); dort ist direkt an der Bb-Seite der Einfahrt zum inneren Hafen eine auf Sportboote eingestellte Tankstelle.

Die Stadt ist interessant und sollte einen Ausflug wert sein.

Bahnhof: ca. 2 km entfernt, Richtung flußaufwärts. Häufige Bahnverbindungen nach Cádiz und Jerez; gelegentliche Verbindungen (mit modernem Talgo-Zug) nach Sevilla und weiter über die Schnellstrecke nach Madrid.

Liegegebühr (1 Tag Feeling 446 Oktober 2002): 20,00 €

Duschen und Toiletten: sehr gepflegt und komfortabel, im mit einem Clubwimpel-Schild bezeichneten Gebäude neben der mit "Tennis" bezeichneten Tür.

Allgemeine Tipps

Bei der Anmeldung beim Hafenmeister genügten manchmal nur wenige Angaben, meistens, insbesondere bei den öffentlichen Häfen der Empresa Pública de Puertos de Andalucia, wurde aber eine ungewöhnliche Vielzahl von Angaben verlangt. Man sollte deshalb, um nicht zusätzliche Unterlagen vom Schiff holen zu müssen, einen Freßzettel mit den folgenden Daten vorbereiten, anhand dessen man denn das Anmeldeformular ausfüllen kann.:

  • Name des Schiffes, Flagge, Heimathafen, Registrierungsnummer (am besten Kopie des Flaggenzertifikas o.ä. mitnehmen)
  • Abmessungen (Lüa, Breite, Tiefgang), Verdrängung, Hersteller und Typ des Schiffes
  • Eigner des Schiffes mit Anschrift
  • Hersteller, Typ und Leistung des Motors
  • Namen, Adressen und Ausweisnummern aller Crewmitglieder (in manchen Häfen mußten wir alle Ausweise vorzeigen, in anderen war nur der Ausweis des Skippers gefragt)
  • Versicherungsgesellschaft und Policennummer für die Yachtversicherung (wurde nur in 2 Häfen gefragt. Wir konnten eine spanischsprachige Bestätigung vorweisen.)

Englisch- oder gar Deutschkenntnisse kann man bei den Mitarbeitern in den Häfen nicht voraussetzen. Wer zumindest Grundkenntnisse im Spanischen hat, ist klar im Vorteil (und würde natürlich außerdem eine gewisse Höflichkeit dem Gastgeberland gegenüber zeigen). Ich habe mich da recht schwer getan (und habe auf der Rückreise beim Erreichen der französischen Grenze förmlich aufgeatmet...). Mindestens ein allgemeines Taschenwörterbuch, besser zusätzlich ein spezielles Wörterbuch mit den Begriffen der Sportschiffahrt sollte zur Hand sein.

Die Erreichbarkeit der Marinas über die angegebenen UKW-Kanäle war durchweg schlecht. Man sollte vielleicht vorher die Telefonnummern aufschreiben und es per Handy versuchen.

Zur Einstimmung auf einen Törn in diesem westlichen Bereich des Mittelmeers empfehle ich den Roman Master and Commander (deutsch als Kurs auf Spaniens Küste), das erste Buch der Aubrey-Maturin-Reihe von Patrick O'Brian (1914-2000).


© 2002-2015 Tomas Schild · · Wenn Sie sich auch für Wandern interessieren, besuchen Sie doch einmal die Site Wandern auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 · Zuletzt geändert 2015-09-04